17. Oktober 2019 Bericht über den Rosen-Vortrag

16. Oktober 2019  Bericht über den Vortrag "Rosen richtig pflegen"
                                   Referent: Heiko Hübscher, Rosengarten Zweibrücken

Ein, zwei Vortragsveranstaltungen im Kalenderjahr plus Schnittkurs(e) und Workshop(s) – das ist das Ziel unseres  Vereins. In 2019 haben wir es erreicht.
Nach dem bekannten Fernseh-Gärtner Harro Wilhelm mit „Pflanzen auf Balkon und Terrasse“ konnten wir einen weiteren bekannten Referenten verpflichten: Diesmal kam Herr Heiko Hübscher zu uns, der gärtnerische Leiter des Rosengarten Zweibrücken. Um es vorneweg zu sagen: Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg.
Bis kurz vor 17:00 Uhr ist er noch in Zweibrücken für eine Fortbildungsveranstaltung verpflichtet, schafft es aber trotzdem, noch rechtzeitig ins Pfarrheim zu kommen und den Zustrom der Besucher mit zu erleben. Der Saal wird voll, nur die Minderheit gehört unserem Verein an. Die vorhandene Bestuhlung reicht jedenfalls nicht aus und zusätzliche Stühle müssen aufgestellt werden. Damit ist unsere größte Unsicherheit schon beseitigt. Denn dass der Vortrag bei den Hörern nicht ankommen würde, das können wir schlichtweg ausschließen.
Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden macht Herr Hübscher ein paar Angaben zur Person und zu seinem beruflichen Werdegang, der anfangs nicht vermuten ließ, dass er sich einmal zu einem international gefragten Rosen-Experten und Chef von 25 Mitarbeitern entwickeln würde.
Pflanzenkrankheiten & Reaktionen darauf
Im ersten Teil seines Vortrages geht Herr Hübscher auf das Thema „Pflanzenkrankheiten“ ein. Um die in Grenzen zu halten, musste er in den ersten Jahren seiner Zeit in Zweibrücken daran mitwirken, alle paar Wochen Hektoliter-weise verschiedene Gifte auf Rosen und andere Blumen zu spritzen. Mehltau und Rosenrost kamen trotzdem mit schöner Regelmäßigkeit wieder. Einziger „Erfolg“: Die Brut der Singvögel wurde mit Gift-bespritzten Raupen und sonstigem Getier gefüttert und musste letztendlich tot aus den Nistkästen entfernt werden.
Seine Idee, Rosen gegen Krankheiten widerstandsfähiger zu machen, um dann auf Gift verzichten zu können, durfte Herr Hübscher erst nach und nach umsetzen. Mit der Übernahme der Verantwortung für den gesamten Garten stellte er das Spritzen komplett ein. Durch den Triebbohrer oder andere Schädlinge verursachte Schadstellen werden großzügig abgeschnitten.
Das wird auch heute noch so praktiziert. Die Anzahl der Singvögel hat sich parallel dazu drastisch erhöht, der Park lockt mittlerweile sogar die Vögel aus der Umgebung an. Nunmehr aber wird von übereifrigen Naturschützern kritisiert, dass im Rosengarten zu wenige Schmetterlinge lebten. Das ist richtig! Die fehlenden bzw. nicht mehr vorhandenen dienten nämlich als Lebendfutter für Meise & Co. Den Kritikern sei gesagt, dass die Natur auch in diesem Falle mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ein Gleichgewicht herstellen wird.

Randbemerkung von Herrn Hübscher:
50 Prozent des Pflanzengifts in Deutschland werden von privaten Gartenbesitzern verspritzt, die anderen 50 Prozent von Landwirten – die aber bearbeiten die dreifache Fläche. Was folgt daraus? Böden und Pflanzen in vielen Privatgärten sind total vergiftet. Die Blumen gehen nicht wegen der Blattläuse ein, sondern wegen des übermäßigen und unsachgemäßen Umgangs mit Gift.
Sorten, die trotz aller Vorsorgemaßnahmen immer wieder krank werden, sortiert der Garten rigoros aus und ersetzt sie durch weniger anfällige bzw. durch Neuzüchtungen. Für den Privatmann kann in diesem Zusammenhang die Bezeichnung „ADR“ als Gütesiegel dienen. Rosen, die diesen Zusatz tragen, sind – wahrscheinlich – robuster als solche ohne. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Herr Hübscher nennt in diesem Zusammenhang eine Reihe von empfehlenswerten Sorten, auf deren Wiedergabe an dieser Stelle jedoch verzichtet wird. 
Pflanzen und Versetzen von Rosen
•    Werden sie neu gekauft, sind die wurzelnackten Varianten zu favorisieren. Im Sommer in großen Containern gekaufte, evtl. sogar schon blühende kommen samt Kübel in die Erde, um im Herbst ausgepflanzt zu werden.

Ausdrücklich warnt er davor, Pflanzen in zu kleinen Plastktöpfen zu kaufen. Deren Wurzeln haben oft schon einen Drehwuchs entwickelt, der sich nicht mehr beseitigen lässt. Statt in die Tiefe wachsen diese Wurzeln nur noch im Kreis.

•    Sollen (alte) Rosen umgepflanzt werden, darf am neuen Standort noch nie eine Rose gestanden haben. War dies der Fall, muss die Erde unbedingt ausgetauscht werden. Dafür bietet sich insbesondere der Boden unter Rasen- und Wiesenflächen an.

Grund: Rosen geben Stoffe an die Umgebung ab, die das Wachstum weiterer Rosen verhindern. Deshalb entstehen auch aus den in Hagebutten enthaltenen Samen keine neue Rosen-Sämlinge. Weil im Rosengarten Zweibrücken bereits überall Rosen gestanden haben, muss bei Neupflanzungen frische Erde herangekarrt werden: Die kommt momentan aus dem nördlichen Schwarzwald!

Die Triebe der umzusetzenden Pflanze werden stark eingekürzt, ggf. auch ausgedünnt, danach die Erde in mind. 60 cm Abstand um die Pflanze herum ausgehoben. Die Wurzeln sollen von der Erde gesäubert werden, wobei insbesondere die feinen, haardünnen Wurzeln zu erhalten sind.

•    In beiden Fällen sollte das Pflanzloch etwa 70-80 cm tief sein und eine Fläche von mind. 50 x 50 cm haben. Die Veredelungsfläche sollte 3-5 cm unter der Bodenoberfläche liegen.

•    Werden Rosen in Kübeln gezogen, sollte die Erde alle 3 Jahre ersetzt werden; dafür eignet sich die im Fachmarkt angebotene Spezialerde.
Tipps zur Pflege
Was die Pflege der Rosen betrifft, erscheinen den Besuchern folgende Sachverhalte besonders interessant:
•    Die Wurzeln der Rosen streben grundsätzlich in die Tiefe, bis zu 70-80 cm. Gießen ist deshalb auch im Sommer nicht erforderlich, in dieser Tiefe sollte immer noch Wasser zu finden sein. Die zusätzliche Versorgung mit Wasser an der Oberfläche macht die Rose faul: Warum unnötig Energie für das Tiefenwachstum aufwenden, wenn reichlich Wasser ist so nah?

•    Übrigens: Bananenschalen bieten – entgegen allen Behauptungen – keinerlei Vorteile für Rosen. Dieses Gerücht hält sich zwar seit Jahren und kursiert immer wieder in Zeitschriften, die garantiert nichts mit Gartenthemen zu tun haben. Eher das Gegenteil ist richtig: Die meisten der in Lebensmittelabteilungen angebotenen Bananen sind chemisch behandelt, die Schalen damit „vergiftet“. Sie gehören in die Mülltonne, nicht einmal auf den Kompost. Unbehandelte Bio-Bananen schaden hingegen nicht – helfen aber auch nicht.

•    Mulch zwischen den Rosen ist kontraproduktiv, auch wenn die Werbung auf der Verpackung das Gegenteil behauptet. Grund: Selbst wenn im Mulch der gewünschte und benötigte pH-Wert herrscht, ist die Feuchtigkeit, die sich unterhalb des Mulchs ansammelt, zu sauer. Die Wurzeln werden verleitet, sich im Mulch zu entwickeln statt in die Tiefe zu wachsen.

•    Rosen in Betonkübeln brauchen viel Platz und vor allem Schutz vor der Hitze. Der Beton heizt sich so stark auf, dass insbesondere die feinen Wurzeln verbrennen. Deshalb  sind schlanke Behältnisse das Schlimmste, was man Rosen – und anderen Pflanzen – in diesem Zusammenhang antun kann. Sind sie im Sommer zu heiß, werden sie im Winter zu kalt und frieren schnell durch. Weiterer Nachteil von Betonkübeln: Der Beton entzieht dem Boden das Wasser.

Beide Nachteile lassen sich mindern, wenn man zwischen Beton und Erdreich Plastikfolien mit Luftpolstern einbaut. Die Folie ist ein schlechter Wärmeleiter und verhindert den Wasserverlust.

Randbemerkung zum Thema „Hitze und Gießen“:

Vielfach werden in extremen Hitzeperioden auch Obstbäume gewässert. Lt. Herrn Hübscher ist dies wirkungslos. Rekord-Temperaturen führen nach seinen Worten dazu, dass die Wassersäule hinter der Baumrinde abreißt – das Wasser gelangt also nicht mehr in die oberen Baumregionen, dieser Teil des Baumes verdurstet. Da bringt es auch nichts, wenn sein Fuß im Wasser steht.
Rückschnitt von Rosen
Ausgiebig diskutiert werden Zeitpunkt bzw. Art und Weise des Rückschnitts. Herr Hübscher akzeptiert die von Obst- und Gartenbauvereinen propagierte Regel, dass Rosen dann zu schneiden seien, wenn die Forsythien blühen. Er schneidet seine eigenen aber erst dann, wenn die Kirschbäume blühen – selbst wenn schon lange Triebe gewachsen sind.

Und jetzt kommt*s: Er – und  seine Mitarbeiter – schneiden die Rosen bis auf eine Höhe von 5 cm runter, ohne Rücksicht auf die Anzahl der noch verbleibenden  Augen. Bei einer Stückzahl von einigen zigtausend Pflanzen wäre das Zählen viel zu zeitraubend.  Wenn man ihm glauben darf, verzögert sich die Blüte trotz alledem nur um wenige Tage.

Wir wollen diese Vorgehensweise im Frühjahr an unseren Rosen im Kreisel Saarstraße testen. Wehe, die Umsetzung der Empfehlungen hat keinen positiven Erfolg!
Wir haben uns bemüht, die in der Veranstaltung vermittelten Informationen umfassend wiederzugeben. Aber ohne ein Buch darüber schreiben zu wollen, ist das nicht möglich. Abgesehen davon haben sich die Besucher des Vortragges den Informationsvorsprung ja auch verdient.

Mit den Antworten auf einige Zuhörerfragen geht ein hochinteressanter und lehrreicher Vortrag zu Ende. Der Gastgeber bedankt sich bei dem Referenten mit einem Weinpräsent. Und er „droht“ ihm:

•    Es ist zu erwarten, dass der OGV Wadgassen im nächsten Jahr mit einer Reisegruppe in den Rosengarten einfallen wird.

•    Außerdem muss Herr Hübscher fürchten, für einen Rosen-Schnittkurs in Wadgassen gebucht zu werden – sofern ein geeigneter Garten gefunden wird.
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