2020_11_29 Ankunft Nikolaus

29.11.2020      Nikolaus Jürgen I. grüßt im Kreisverkehr an der Saarstraße


In der Adventszeit warten im Kreisverkehr Saarstraße / Lindenstraße seit 2016 regelmäßig ein Schlitten und ein Rentier auf ihren Chef, den Nikolaus. Der hat sich jedoch nie blicken lassen. Nach etlichen Rückfragen hat er endlich zugegeben, dass ihm der alte Schlitten nicht bequem genug erscheint. Außerdem wirkte ihm das Rentier zu steif, zu hölzern. Fazit: Entweder bieten wir ihm mehr Komfort oder er kommt nie.


Ergebnis einer umgehend einberufenen Klausurtagung des Vorstandes: Wir geben nach, ein neuer Schlitten und ein neues Zugpferd müssen her! Unsere technisch Begabtesten - Hannsjürgen Phieler und Josef Wilhelm - wurden mit der Anschaffung beauftragt.


Das Fahrzeug war ja schnell gebaut; seit April wartet es schon auf seinen Einsatz. Aber wo kriegt man ein Rentier her? Aus Finnland oder Norwegen einfliegen lassen? Kommt nicht in Frage, ist viel zu teuer; und dann auch noch die Quarantäne! Letztlich kam uns der Zufall zu Hilfe: Es ist zwar kein reinrassiges Rentier, dafür aber ... Doch darüber später mehr.

Hinweis: Sofern nichts Anderes vermerkt ist, stammen die hier verwendeten Fotos von unserem Vorstandsmitglied Günter Block.


Für den Samstag vor dem 1. Advent hatte er seine Ankunft avisiert. Seit 10 Uhr wartete ein Empfangskomitee auf den weihnachtlichen Gast. Und dann kam er fast pünktlich, standesgemäß im offenen Wagen und huldvoll Grüße der Passanten entgegennehmend. Das jedenfalls versicherte absolut glaubhaft sein Chauffeur Norbert. Überraschung: Der Gast war so vornehm, dass er keinen Schritt selbst tun wollte. Er musste tatsächlich an seinen Platz getragen werden.


Autofahrer stoppten freiwillig und lächelnd ihre Fahrt im Kreisverkehr, als Vorstandsmitglieder des OGV den Nikolaus in seiner Sänfte - sorry:  in seinem Schlitten - über die Straße trugen.

Damit die Kufen während des Wartens keinen Schaden nehmen, wird der Schlitten vorübergehend aufgebockt. Zufrieden und gut genährt sitzt Jürggen I. auf seinem nagelneuen Fahrzeug; das Vorgängermodell musste ja wegen Altersschwäche verschrottet werden. „Ich freue mich, mein Amt in Wadgassen antreten zu dürfen. Seit April steht dieser Termin fest in meinem Kalender.“ meinte er in einer ersten Erklärung.

Der Schlitten verwöhnt den Nikolaus mit einer breiten Sitzfläche und bequemer Rückenlehne. Eine rote Winterjacke, gepolsterte Hosen und Stiefel schützen ihn vor der zu erwartenden Kälte. Gedanken macht sich Jürgen I. lediglich um seinen weißen Rauschebart: Nicht nur Regen und Wind könnten dem in den nächsten Wochen schaden, sondern auch Vögel, die ihren Schlafplatz wärmer polstern wollen.


 

Letztlich verfügt das neue Gefährt über eine deutlich größere Ladefläche. Das bekamen die himmlischen Hilfskräfte – der dienstälteste Engel und eine Novizin – zu spüren. Sie mussten unerwartet viele Geschenke verpacken. Gerüchteweise ist aber infolge des Genusses unbekannter Flüssigkeiten die Stimmung der Beiden während der Arbeit kontinuierlich angestiegen.


Während alle auf das Zugpferd warteten, wurde der stilisierte Weihnachtsbaum aufgebaut. Die Idee zu diesem Teil hatte natürlich auch wieder Hannsjürgen - und sie 2016 sogleich umgesetzt.


Der Vorteil seines Baumes: Er nadelt nicht, selbst nicht nach vier Jahren..



Als weitere Voraussetzung für sein Kommen hatte Jürgen I. ja auch ein neues Zug“pferd“ gefordert. Und das hat er jetzt mit Rudi II. bekommen. Das temperamentvolle Tier war während des Transports auf dem Anhänger mit einer Vielzahl von Bändern festgezurrt. Drei ausgewachsene Männer konnten ihn nur mühsam bändigen, als sie ihn zu dem Schlitten tragen wollten.

Das schlanke Muskelpaket auf dünnen Beinen löste Erstaunen aus – so ein Tier hatten die Wenigsten bisher gesehen. Angesichts seines mächtigen Geweihs mit den asymmetrisch gewachsenen Stangen hielt jeder respektvoll Abstand.

 

Doch was für eine Kreatur ist das? Herr W. konnte das Rätsel lösen: Er hatte vor wenigen Wochen Klein-Rudi als Kalb auf der Wiese gefunden. Unter einem Apfelbaum hat es gelegen, wehr- und Geweih-los, mit geschlossenen Augen und dünnem Fell. Das trägt er übrigens noch immer, hofft aber auf ein wärmendes Winterfell.

 

Nach Angaben von W. beweisen Gen-Analyse und von ihm gefundene Spuren, dass Rudi das Produkt einer Liaison zwischen einem wanderfreudigen Rentier und einem der seltenen Wadgasser Hirsche – also ein WaHiRe – ist. Der wissenschaftliche Name lautet cervus elaphus wilhelmi.

Von dieser Entdeckung elektrisiert, eilte Bürgermeister Sebastian Greiber zum Kreisverkehr, natürlich begleitet von Pressevertretern. In deren Reihen konnten Patrik Feltes und Rolf Ruppenthal identifiziert werden.

Schnell wurde die eigentliche Absicht des Rathaus-Chefs klar: Rudi, sei ehrlich: Ist Hannes Dein Vater? wollte er wissen.


Der BM hoffte wohl, Hinweise auf den Verbleib des Tierpark-Flüchtigen zu bekommen. Uns sei in diesem Zusammenhang der Hinweis gestattet, dass der OGV im Erfolgsfall Anspruch auf die ausgelobte Belohnung erhebt.

 

Als ob ein Kind wüsste, wer sein Vater ist und mit wem der abgehauen ist … Ähnliches muss Rudi II. gedacht haben: Seine grünen Augen traten hervor, gelbe Blitze leuchteten darin auf. Das Foto ist eindeutig!

Foto: Rolf Ruppenthal

Bürgermeister Greiber (li.) im vertraulichen Gespräch mit Josef Wilhelm, beide vorschriftsmäßig mit Mund-Nase-Bedeckung. Er hoffte offensichtlich, doch noch erhellende Informationen zur Familiengeschichte von Rudi II. bzw. zum Verbleib von Hannes zu bekommen. Ob der mit dem Rentier-Frauchen weggelaufen ist?

Foto: Rolf Ruppenthal

Was der Bürgermeister herausgefunden hat oder ob Josef ihm überhaupt weiterhelfen konnte, bleibt deren Geheimnis. Jedenfalls blieb Herr Greiber noch ein paar Minuten, in denen die für ein Promi-Treffen typischen Höflichkeitsfloskeln folgten:

Sie sehen prima aus, haben ein tolles Gespann“   –

„Danke; Ihr Engagement für Vereine und eine weihnachtliche Stimmung im Dorf ist auch klasse.“


Noch ein, zwei Fragen; ein paar Fotos; die Karawane zog weiter. Nur Jürgen I. blieb zurück. Er wird hoffentlich bis Mitte Januar Autofahrer und Fußgänger grüßen. Die ersten Kinder hat er tatsächlich schon während der Aufbauarbeiten zu freudigen Ausrufen verleitet - für uns der Beweis, dass unser Engagement nicht ganz falsch ist.


Verantwortlich für das Ensemble sind folgende Vereinsmitglieder:

Hannsjürgen Phieler (Nikolaus, Schlitten), Josef Wilhelm (WaHiRe), Mechthild Klein und Ruth Scholl (Geschenke)


Ihnen gilt der herzliche Dank für eine ganz starke Leistung!


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