Dann geht es an den ersten Baum, einen Apfel der Sorte Topas. Der ist gut 20 Jahre alt, sah sich aber erst nach dem Zeigen der „gelben Karte“ – d. h. einem wirklich starken Rückschnitt – zu mehr Wachstum und mehr Früchten veranlasst. Ohne diese Reaktion wäre er mittlerweile auf 5-10 cm über dem Erdboden gestutzt worden.
Erfahrene Kursteilnehmer wissen, was jetzt kommt: staunende Blicke und Kommentare der „Neulinge“ ob der Menge und Dicke von Ästen, die der Akku-Schere zum Opfer fallen. An vielen Ästen finden sich schon gut ausgebildete Knospen. Mit jedem Schnitt gehen also verkappte Äpfel verloren. In diesem Stadium des Wachstums fällt dies ja noch relativ leicht. Ein paar Monate später aber, wenn die Äpfel schon ausgebildet sind, ...
Weitere fallen – im wahrsten Sinne des Wortes – weg, wenn im Juni ausgedünnt wird. Die Natur sorgt ja schon dafür, dass nur so viele Früchte am Baum bleiben, wie dieser meint, ernähren zu können.
Der Apfelbauer aber stellt sich die Frage „Will ich viele kleine Äpfel haben oder weniger, dafür aber dickere und schmackhaftere?“.
Entscheidet er sich für die letzt-genannte Variante, wird die Zahl der Früchte noch einmal reduziert. Bei Wilhelm bedeutet dies gelegentlich, dass die Zahl der auf dem Boden liegenden Äpfel höher ist als die der am Baum hängenden. Klar, wenn man 180 Bäume hat, kann man sich so eine Einstellung leisten. Aber mit nur einem oder zwei Bäumchen?