Kräuter Juni 2018_Bericht

2. Juni 2018  Kräuterwanderung mit der Heilpraktikerin Marlene Weber -   

                                 - kein Fachvortrag, sondern Wiedergabe persönlicher Eindrücke -
Mit dem Angebot einer solchen Kräuterwanderung hat der OGV Wadgassen offensichtlich voll ins Schwarze getroffen. Ausgeschrieben war die Veranstaltung für 8-20 Teilnehmer, die Maximalzahl war recht schnell erreicht. Spätere Anfragen wurden auf eine andere Veranstaltung umgeleitet oder gar abschlägig beschieden.

Umso größer die Überraschung: Weil ein Printmedium die Veranstaltung zunächst ohne den Hinweis auf die erforderliche Anmeldung abgedruckt hatte, kommen zusätzlich „Überraschungsgäste“. Und plötzlich stehen 30 wissbegierige Besucher im Hof des ehemaligen Friedrichweiler Forsthauses. Sie alle werden vom 1. Vorsitzenden unseres Vereins natürlich herzlich begrüßt.

Herr Ratzel weist darauf hin, dass man nach 2016 nun zum 2. Male einen solchen Kurs anbietet und mit Frau Marlene Weber eine exzellente Fachfrau gewonnen hat, die als gelernte und seit 20 Jahren praktizierende Heilpraktikerin über das notwendige Fachwissen verfügt. Sie bewies vor 2 Jahren aber auch noch eine andere Eigenschaft: Sie akzeptiert durchaus, dass nicht jeder ihre Lebensart nachahmen will.

Der Hund hat Frauchens Rede oft gehört.
              "Komm, wir spielen Ball!"
"Der kriegt heute Giersch zum Fressen."
In ihrer persönlichen Vorstellung „outet“ sich Frau Weber als ehemalige Vegetarierin, die jetzt im 5. Jahr sogar vegan lebt, also auf alle tierischen Produkte verzichtet – im Gegensatz zu ihrer Familie, die durchaus auch Fleischprodukte essen will (und darf).

Einleitend bedauert Frau Weber, dass immer mehr Wissen um die Wirkungsweise von Kräutern, insbesondere der Wildkräuter, verloren geht. Eingesetzt hatte diese Entwicklung vor Hunderten von Jahren mit der Hexenverbrennung. Oft hatte es sich dabei um Frauen gehandelt, die mit (Wild-)Kräutern Heilungen und sonstige Dinge vollbrachten, die für andere unerklärlich und damit Hexenwerk waren. Mittlerweile müssen für solche Wunder Pillen und Pülverchen herhalten.

Ein weiterer Grund für den Bedeutungsrückgang von Wildkräutern: Der Geschmack der Bevölkerung hat sich geändert. Süßes steht heute in der Beliebtheitsskala ganz weit oben - da haben die oft bitteren Wildkräuter nur wenige Chancen.
Dann geht es aber auch schon in ihren Garten.
Auf einer Rasen-/Wiesenfläche erfahren wir als Erstes, dass es heute nicht mehr regnen wird: Die Blüten der Gänseblümchen sind geöffnet – bei drohendem Regen hätten sie sich bereits geschlossen.
Natürlich geht Frau Weber auch auf die Nutzungsmöglichkeiten der Gänseblümchen ein. Dass man die prima im Salat essen kann, wissen die meisten Anwesenden, wofür – oder wogegen – sie auch gut sind, nur wenige. Viele Kursteilnehmer beginnen mit ihren schriftlichen Notizen, entweder auf den Block oder als Ergänzung zu einem Foto gleich ins Smartphone.
Hinweis:
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in diesem Beitrag bewusst keine Aussage bzgl. der Heilkräfte einzelner Pflanzen wiedergegeben wird. Das überlässt der Autor bewusst der Fachfrau: Das Risiko einer durch ihn verursachten Falschinformation ist einfach zu hoch. Und außerdem sollen Sie ja die Kurse von Frau Weber besuchen …. Deren Internetadresse folgt später.
Weiter geht es in den Nutzgarten. Dort fällt dem Hobby-Gärtner als Erstes auf, dass nichts so ist, wie man es vom eigenen Garten her kennt: Salat zwischen Kohl, Möhren, Radieschen und und und.

Von wegen alles schön in Reih und Glied mit genormtem Abstand. Die Samen und Pflanzen waren dort platziert worden, wo gerade Platz war. Chaos pur!

Und das sogar mit Absicht! Frau Weber behauptet, diese Vorgehensweise sei ertragssteigernd und habe mittlerweile auch ihren eher rational und logisch orientierten Ehemann überzeugt. Der aber ist gerade beim Holzmachen und kann sich nicht dazu äußern. Und von den Anwesenden wagt niemand, Frau Weber zu widersprechen.
Eine Reihe von Wildkräutern erkennt Frau Weber zwischen ihrem Gemüse, beispielsweise Breit- und Spitzwegerich, Ehrenpreis, Gundermann, Braunelle, Taubnessel, Vogelmiere und natürlich auch Löwenzahn.
Das alles reißt der unbedarfte Gärtner aus dem Boden, möglichst mitsamt der Wurzeln, damit es bloß nicht wieder kommt. Frau Weber reißt nicht, sie pflückt oder zieht, manchmal auch mit den Wurzeln, die sie sodann vorsichtig von der Gartenerde befreit. Jetzt, im Frühjahr, verwendet sie meist nur die oberen, frischen Triebe.
Im Unterschied zum Gärtner wirft Frau Weber das „Unkraut“ aber nicht auf den Kompost oder in die Biotonne – sie verarbeitet es im Salat, im Quark, in der Butter, mit Äpfeln und Möhren im Smoothy, mit Wasser für den Kaltauszug, mit Alkohol zu Tinkturen oder Likören. Die frische Verarbeitung favorisiert sie, für den Winter wird aber auch Etliches auf dem hellen Dachboden getrocknet.

Vorbei geht es am für private Verhältnisse riesigen Gewächshaus. Bei der Information „Das ist mein Vorratskeller für den Winter.“ gewinnt man dem ansonsten bedrohlichen Klimawandel Positives ab:Gut für Frau Weber, dass die Winter nicht mehr so lang sind.
  
Ja, und dann kommt man in den eigentlichen Vorratsraum der Familie Weber. Der Autor gesteht, dass er bei seinem ersten Besuch gedacht hat „Mann, wär‘ das Arbeit, da Ordnung rein zu bringen.“. Vor den Besuchern liegt eine weitgehend grüne Fläche mit unterschiedlichsten Pflanzen. Hoffentlich zertrampeln die Besucher nicht alles!
Dem unbedarften Fleischesser fällt es nicht schwer zu glauben, dass das Meiste von dem, was hier wächst, essbar oder, einfach ausgedrückt, „nützlich“ ist. Aber es fällt verdammt schwer zu verstehen, dass man ausschließlich davon leben kann. Dass die ansonsten trockenen Blüten des Spitzwegerich tatsächlich nach Champignons schmecken, kann der Autor dieses Artikels bestätigen. Aber ein Steak dazu wäre auch nicht schlecht!
Ganz intensiv besprochen wird die Brennessel, die „Königin“ der Wildkräuter. Suppen, Tee und Kaltauszüge sind nur einige ihrer Verwertungsmöglichkeiten. Vor Berührungen und den dadurch gelegentlich verursachten Schmerzen hat Frau Weber keine Angst: Sie spricht mit den Pflanzen, würdigt ihr Dasein und wird deshalb - so ihre Auffassung - von Schmerzen verschont. Sie hat eine extrem intensive Beziehung zur Natur und gibt sogar Reiki-Kurse. Ihrer Einstellung kann nicht jeder Besucher folgen – aber damit hat unsere Gastgeberin keine Probleme. Wer Näheres wissen will, findet dies auf ihrer Internetseite. Die andern lassen*s bleiben.
Nur die frischen Triebe verarbeiten? Oder die ganze Pflanze? Mit oder ohne Wurzel? Das kommt auf die Pflanze bzw. die Jahreszeit an. Faustregel: Im Frühjahr vorzugsweise die frischen Triebe, im Sommer die Blüten und im Herbst die Wurzeln – da ist jeweils die meiste Kraft drin.Und im Frühjahr ist der Geschmack weniger intensiv als im Herbst.

Wäre es nach den Kursteilnehmern gegangen, hätten wir uns noch viel länger allein in diesem Teil des Anwesens aufgehalten, so zahlreich und intensiv waren die Fragen an Frau Weber. Aus einigen war zu erkennen, dass beileibe nicht nur Anfänger gekommen waren, manche der Besucher waren selbst Vegetarier und wollten nur ihr Wissen um Wildkräuter vertiefen. Ihnen konnte geholfen werden.

Gut bei Hautproblemen, Schleim-lösend; Fieber- bzw. Blutdruck-senkend, Harnsäure-reduzierend - das sind die immer wieder zu hörenden Eigenschaften. Andere Pflanzen lindern Gesundheitsprobleme, die ausschließlich bei Frauen auftreten. Alles wird interessiert zur Kenntnis genommen, nach Dosierungen gefragt, notiert.
Nur als es etwas Spezielles für Männer gibt, hört man unsachliche Kommentare (von den Betroffenen selbst).Dass diesbezüglich Notizen gemacht worden wären, war nicht zu beobachten.
Für Ihre Souveränität spricht, dass Frau Weber kein Problem damit hat, die Grenzen ihrer Wildkräuter aufzuzeigen: Deren regelmäßiger Genuss wirkt langfristig positiv und damit vorbeugend – bei akuten Beschwerden aber reichen die Wirkstoffe nicht aus, dann muss man zum Arzt gehen und/oder zu Medikamenten greifen.
Nicht allzu ernst zu nehmen:Ein einziges Mal erntet Frau Weber Widerspruch: Morgens hatte sich ein Wildschwein in ihren Beritt verirrt. Der schon recht betagte Schäferhund hat es vertrieben. „Zum Glück konnte es durch eine Öffnung flüchten“, meint Frau Weber. Das können mehrere Teilnehmer nicht nachvollziehen und sind entschieden anderer Meinung: Wenn schon Kerbel im Garten wächst, hätte man doch ein wichtiges Gewürz parat gehabt.

Zum Abschluss begibt sich die Gruppe dann ins Dachgeschoss eines Nebengebäudes, wo Frau Weber vorbereitete Erfrischungen serviert: Die Besucher können Buttermilch mit einem Kräutermix sowie Kaltauszüge von Blättern weißer Pfingstrosen bzw. Giersch probieren. Als Belag auf das selbstgebackene Brot gibt es Butter und Quark mit unterschiedlichen Kräutern und Blüten.


Von diesem Angebot wird reichlich Gebrauch gemacht. Nicht jeder kann die einzelnen Geschmacksrichtungen erkennen, aber alle finden etwas, was durchaus auf der eigenen Speisekarte stehen könnte. Es hat richtig gut geschmeckt.


Frau Weber hat einen neuen Fan:
Anja G. war so von den Informationen  des heutigen Tages begeistert, dass sie unbedingt ein Erinnerungsfoto mit der Referentin haben wollte.

Das freut auch uns!
Der Vorsitzende des veranstaltenden Obst- und Gartenbauvereins Wadgassen 1910 e.V. bedankt sich an dieser Stelle bei den Veranstaltungsteilnehmern für ihr Kommen und für die erwiesene Disziplin, die bei einer so großen Gruppe auch unbedingt erforderlich war.

Und er bedankt sich bei der Gastgeberin Marlene Weber für eine wiederum hoch interessante und lehrreiche Veranstaltung.

Wenn Frau Weber mitmacht, wird es gern eine dritte Auflage geben, vielleicht sogar zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr.

Und wer sich für ihr weiteres Leistungsangebot interessiert, findet dies hier: http://heilkunde-im-forsthaus.de/
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