2019_07_16 Bericht vom Fraport

16. Juli 2019  Bericht von der Fahrt zum Flughafen Frankfurt (Fraport)

„Wahnsinn!“ … und das weniger korrekte „O leck!“ waren die am häufigsten gebrauchten Worte während unserer Vereinsfahrt zum Flughafen Frankfurt/Main („Fraport“). Das galt nicht nur für diejenigen unter uns, die noch nie geflogen oder auf einem Flughafen waren. Warum, das erfahren Sie in diesem Bericht.

Soweit nichts anderes vermerkt ist, stammen die Bilder von unserem Vereinsmitglied bzw. seit vielen Jahren bewährten "Haus- und Hof-Fotografen" Horst Meyer. Später kamen noch Fotos von Hildegard Fußhinzu; diese sind entsprechend gekennzeichnet.
Ohne Stau erreichten wir mit dem größten 41-Sitze-Bus, den die Welt je gesehen hat, den Bereich rund um den Flughafen. Wer dieses Gelände noch nicht kannte, staunte hier das erste Mal ob der Zahl großer und bekannter Hotelnamen und Verwaltungs-gebäude. Vom Bus-Parkplatz ging es dann zu Fuß ins Terminal 1, wo sich in der 1. Etage die Abfertigungshallen A, B und C befinden.
Relativ ruhig war es darin; nur vor wenigen Schaltern hatten sich größere Schlangen sonnenhungriger Urlauber gebildet, die ihre Koffer abgeben und die Bordkarten in Empfang nehmen wollten. Am Samstag zuvor war das ganz anders gewesen: Da hatte der Fraport einen neuen Rekord aufgestellt und an einem einzigen Tag 274.000 Besucher auf Reisen geschickt.

So aber konnte unsere Gruppe problemlos durch die Hallen spazieren und – teilweise neidisch – die Abflugzeiten und Ziele auf den riesigen Anzeigetafeln lesen. Im Erdkundeunterricht hat man garantiert nicht alle dieser Destinationen behandelt. „Wahnsinn“ auch die Vielzahl unterschiedlichster Shops, Imbiss-Stände, Restaurants und Dienstleister, die in den Hallen untergebracht waren.
Auch in der Shopping-Mall herrschte überraschend viel Ruhe - unser Vorteil.
Die Fotos in dieser Reihe erhielten wir von H. Fuß.


die Skyline von Frankfurt



nicht in der Innenstadt, sondern immer noch auf dem Rundgang in Terminal 1
Und dann ein erster Blick auf Flugzeuge, die für ihren Start vorbereitet werden (Foto: H. Fuß):
Einen ersten Eindruck von dem, was uns erwartet, erhielten wir im Café Käfer, wo die meisten eine Erfrischung zu sich nahmen und gleichzeitig einen Blick auf das so genannte Vorfeld werfen konnten.
 
der aktuelle Vorsitzende mit Vorgängerin und deren Ehemann (Foto: Fuß)
Während die einen noch beladen werden, rollen die anderen schon in Richtung Startbahn. (Foto: H. Fuß)
Auch wir bekamen Bordkarten, durchliefen die Sicherheitskontrolle und erhielten gelbe Warnwesten, die uns als Gäste auswiesen und den Zutritt zu einem Gelenk-Bus ermöglichten. Mit ihm sollten wir die nächsten 1 ¾ Stunden über das Flughafen-Gelände fahren. Das hat übrigens eine Fläche von 23 Quadratkilometern – das Fürstentum Monaco passt 10 Mal darauf!
Vorbei ging es an „normalen“ Verkehrsflugzeugen und an Jumbo-Jets mit ihrem typischen Rücken; in einige stiegen Passagiere ein, andere wurden beladen oder betankt. Besonders auffällig waren relativ bunt bemalte Flieger.
Wir erfuhren, dass sich die Flüge zu den anderen Kontinenten auf bestimmte Uhrzeiten konzentrieren: Die in die USA starten meist morgens, die nach Asien konnten wir gerade beobachten. Und Flieger Richting Afrika heben tendenziell abends ab, dann haben die Passagiere bei ihrer Ankunft noch fast den ganzen Tag vor sich.
Urplötzlich standen wir mit unserem Gelenkbus vor dem größten Passagierflugzeug der Welt, dem A380. „Wahnsinn“ dessen Ausmaße: Seine Flügel-Spannweite von 80 Metern bedeutet, dass, stünde der A380 auf einem Fußballplatz, seine Flügel von einem Elfmeterpunkt bis zum anderen reichten. Auf 2 Etagen - zu erkennen an den 2 Fensterreihen - ist er normalerweise für 450-550 Passagiere bestuhlt; im Höchstfall, d. h. nur mit "Touri-Niveau", könnte er knapp 900 transportieren.
Das hintere Leitwerk ist 24 Meter hoch; seine Spitze erreicht damit die Decke des 6. Stockwerks eines Hochhauses! Dass so ein Ding überhaupt fliegen kann!

Ein anderer dieser Riesenvögel wurde gerade betankt: 8.000 Liter Kerosin fließen pro Minute über 4 Schläuche in seine Tanks – 20 Minuten dauert der Tankvorgang bei dieser Maschine und ihrem Flugziel.(Anm.: Im Internet gibt es technische Beschreibungen für den A380: Demnach fasst er sogar mehr als 350.000 Liter Kersosin = rd. 250 Tonnen). Damit Fraport genügend Sprit für die Flieger hat, wird das Kerosin über mehrere Pipelines aus verschiedenen Ländern geliefert; eine der Pipelines beginnt im Hafen von Rotterdam. Wahnsinn! Der Fraport-Verbrauchsrekord liegt übrigens bei 19 Mio. Liter Kerosin an einem einzigen Tag. Ob wir Gartenbauer = Nasturliebhaber dies gut finden können?
Und weil der Flughafen jetzt zu klein ist, wird aktuell Terminal 3 gebaut. Wenn es fertig ist, sollen jährlich 21 Mio. Passagiere zusätzlich abgefertigt werden können.

Mehrfach wurde im Bus die Frage gestellt, ob auch Planer bzw. Aufsichtsräte vom neuen Berliner Flughafen mitwirken oder ob man ernsthaft mit der Fertigstellung des Frankfurter Terminals rechnen darf. Die Baukosten liegen momentan bei rd. 3 Mrd. Euro.  (Foto: Fuß)

Dann erreichten wir Feuerwache Nr. 3, eine von vier, die für die Sicherheit auf dem Flughafen zuständig sind. Ihr Besuch sollte der Höhepunkt unserer Tour sein.

Ein junger Feuerwehrmann  erlebte mit uns seine höchstpersönliche "Feuertaufe": Wir waren die erste Gruppe, die er in die Arbeit von mehr als 400 bei Fraport angestellten Feuerwehrmännern und -frauen einführen und sein Arbeitsgerät vorstellen durfte / sollte /musste. Um es vorweg zu sagten: Er machte seine Arbeit super - freundlich, locker, konzentriert, informativ!!

Während seines Vortrages rückte tatsächlich ein Einsatzfahr-zeug aus, um bei einem Personenschaden bis zum Eintreffen des Krankenwagens Erste Hilfe zu leisten – auch das können diese Profis; viele von ihnen haben eine Ausbildung als Rettungssanitäter.

Nebenbei: Auf Anforderung unterstützen sie andere Wehren außerhalb des Flughafengeländes, z. B. auf den Autobahnen rund um Frankfurt.

Aktuellster Sonderfall aus der Vorwoche: Das Fahrzeug war bei dem mehrtägigen Großbrand auf einem Militär-Übungsgelände in Ostdeutschland im Einsatz gewesen.
Unfassbar: Wenn der Tower Alarm gibt, müssen die Einsatzkräfte dieser Feuerwache innerhalb von 3 Minuten am Einsatzort sein! Bei einer anderen Wache sind es sogar nur 2 Minuten - dafür ist deren Einsatzbereich kleiner. Werden diese Zeiten nicht eingehalten, erlischt die Betriebserlaubnis des Flughafens.

Da bleibt nicht viel Zeit zum Anziehen der Schutzkleidung. Und so steht neben jedem Fahrzeug für dessen Fahrer ein Paar Schuhe samt darüber gestülptem Overall, daneben hängt die Jacke (Foto: Fuß). Erreicht der Fahrer sein Fahrzeug, drückt er den an der Außenseite angebrachten Schnellstart-Knopf: Der Motor startet, alle Systeme fahren hoch und das Blaulicht geht an. In der Zwischenzeit zieht sich der Fahrer an und steigt ins Fahrzeug ein. Seine Kollegen sollten dann schon drin sein ... (Foto: Fuß)
Der Stolz der Fraport-Feuerwehr ist der Z8 XXL:
Seine Tanks fassen 12.500 Liter Wasser, 800 Liter Schaum und 500 kg Pulver. Im Notfall ist er in 5 Minuten wieder befüllt.        2 Motoren mit zusammen 1.400 PS lassen ihn trotz seiner 40 Tonnen Gewicht mit 140 km/h zum Einsatzort jagen.Ein dritter Motor mit 50 PS sorgt dafür, dass im Extremfall die 12.500 Liter über mehrere Leitungen in 2 Minuten bis zu 120 Meter weit geworfen werden können. Dann aber stehen auch schon die nächsten Wehren parat, um den Löschvorgang fortzusetzen. Sogar die eigenen Reifen sind gegen Feuer geschützt - falls das Fahrzeug mal in brennendem Kerosin stehen sollte.

Die Reifen des Vierachsers haben einen Durchmesser von ca. 1,50 Meter und kosten ca. 2.500 Euro pro Stück, das mit Elektronik vollgestopfte Auto insgesamt rd. 1,5 Mio. Euro.

Klar, dass wir hier auch ein Gruppenfoto brauchten.
Foto: unsere zeitweilige Fraport-Reiseleiterin
Und schauen Sie mal, wer auf dem Fahrersitz Platz genommen hat - nicht ohne vorher zu versprechen, dass er seine Finger von den Knöpfen lässt! Wahnsinn: Norbert war tatsächlich brav.
Langsam ging es zurück Richtung Terminal. Das linke Foto (alle H. Fuß) zeigt einen Teil der Kerosin-Tanks, auf dem mittleren Foto steht etwas "Handgepäck" für das Transportflugzeug. Und die Lufthansa-Maschine startet gerade, während wir in unserem Bus nebenan standen. Es bleibt dem Laien weiterhin unverständlich, dass solche Gewichte abheben und in der Luft bleiben.
Die Rundfahrt näherte sich allmählich ihrem Ende, der Kopf konnte die Informationen kaum noch fassen: Durchschnittlich  650 Starts und 650 Landungen pro Tag bedeuten, dass alle 30-40 Sekunden ein Flieger landet oder abhebt. In Spitzenzeiten schrumpft die Zeitspanne auf 25-30 Sekunden. Insgesamt wurden so im letzten Jahr 69,5 Mio. Passagiere abgefertigt. Wenn das im Bau befindliche Terminal 3 fertig gestellt ist, sollen es weitere 21 Mio. p.a. sein.

Zum Schluss kam die Frage nach der Anzahl der Beschäftigten: Eine erste Schätzung eines Fahrgastes lautete auf 2.000; die nicht ganz ernst gemeinte Antwort der Reisebegleiterin: „Das könnte die Anzahl der heutigen Krankmeldungen sein.“
Tatsächlich hat Fraport 81.000 Angestellte. Zum Vergleich: Das entspricht der Gesamtzahl der Einwohner von Völklingen, Saarlouis und unserem Ortsteil Wadgassen! Wahnsinn!!Und dann kommen ja all die Leute noch dazu, die in den Boutiquen, Shops und Restaurants beschäftigt sind!
Nach ziemlich exakt 105 Minuten war unsere Rundfahrt über das Gelände beendet. Der Vorsitzende bedankt sich bei der sympathischen Reiseleiterin, einer deutschen Studentin der Kunstgeschichte und Ethnologie. Auch sie hat einen klasse Job gemacht.

Unsere Gruppe begibt sich auf den Weg durch das zwischen-zeitlich vertraut gewordene Terminal 1 zum Zug-Shuttle, das uns zu Terminal 2 bringen sollte. Alle 90 Sekunden fährt dieses fahrerlose Transportmittel auf dem Gleis vor, lässt gefühlte 100 Personen einsteigen und fährt sie binnen 2 Minuten zum Ziel - bequemer geht es nicht! Und das auch noch kostenlos ....
Gegnüber dem Bahnhof im Terminal 2 befindet sich der angeblich größte McDonald*s-Laden Europas - das hätte man beim Betrachten gar nicht so eingeschätzt. (Foto: Fuß)
Am McDonald vorbei geht es zur weitläufigen Besucher-Terrasse.
Von der hat man einen tollen Überblick auf das, was man zuvor im Detail gesehen hat. Erst jetzt wurden die Dimensionen richtig sichtbar: Besser als vom Boden erkannte man die aufgereihten Flieger, die auf das OK vom Tower warteten: Jetzt darfst Du auf die Rollbahn, jetzt darfst Du Gas geben ... und tschüss!

Der Lärm startender Maschinen war immer noch heftig, aber lange nicht mehr so laut wie eine Stunde zuvor. Rechts hinter der Nase des A380 der Emirates-Airlines fuhr ein Gelenkbus, wie wir ihn benutzt hatten. Oder war das jetzt nur ein Spielzeugbus? Wie gesagt: Aus der Entfernung wurden die Dimensionen deutlich. Als er an uns vorbei rollte, verdeckte er die dahinter stehenden Flieger fast vollständig. (beide Fotos unten: Fuß)
Spätestens hier begannen Diskussionen, wurden im Bus und beim Essen fortgesetzt. Der Zwiespalt, in dem wir Hobby-Gärtner uns befanden, wurde deutlich: einerseits die Faszination einer unfassbaren Organisation & Technik, andererseits die damit verbundene unglaubliche Umweltverschmutzung. Fliegen wollen wir (fast) alle, aber auch saubere Luft und weniger CO2 haben. Letzteres wird hier in einem Umfang produziert wie an nur wenigen anderen Plätzen in Deutschland. Trotzdem waren wir froh, das alles heute gesehen zu haben.

Nur in einem war man sich einig:
Die Hoffnung, die Organisation eines der größten Flughäfen Europas etwas besser verstehen zu können, hat sich nicht erfüllt. Vielmehr ist die Verwunderung darüber, dass nicht mehr passiert, gewachsen.

Von Frankfurt aus ging es in die Pfalz.

Für das Abendessen hatten wir uns am Donnersberg ein schönes Lokal mit tollem Ausblick ausgesucht – sehr zum Leidwesen uns Fahrers Micky, der extrem kurbeln musste. Aber wie von unserem Reiseveranstalter Lay-Reisen gewohnt, beherrschte auch er sein Handwerk perfekt.


Einige unserer Fahrtteilnehmer nahmen das Abendessen auf dem Balkon ein, das Gros aber machte es sich im Innern des Holzbaus gemütlich:
Gern hätten wir noch ein paar Stunden an diesem Ort verbracht - die Lenkzeiten unseres Busfahrers sprachen dagegen. So machten wir uns wohl oder übel auf den Heimweg: wir gemütlich und gesättigt, teilweise dösend, Micky erneut heftig kurbelnd bis zur Autobahn. Mit etwas Verspätung trafen wir wieder in Wadgassen ein. Eine größere Gruppe als üblich machte sich dann auf zum Absacker bei Carmen, natürlich alle in gelben Warnwesten. Man konnte glauben, mit den gilets jaunes kämen wir von der Demo.
            Foto: Maritta Ratzel     Direkt nach der Ankunft warten wir ziemlich erschöpft auf die ersten Getränke.
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