2018_07 sommerliche Arbeiten

14. Juli 2018  Kurs „Sommer-Arbeiten an Obstbäumen u. -sträuchern" -
der Bericht

Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke, Wimbledon-Finale und Fußball-WM – dennoch war mehr als ein Dutzend Besucher in die Gartenanlage der Familien Wilhelm gekommen, um von unserem Baumwart Informationen zu vorgenanntem Thema zu erhalten.

Josef Wilhelm begann seine Ausführungen mit der Beschreibung diverser Krankheiten, die vor allem an Apfelbäumen bzw. deren Früchten auftreten. Zwar schaden einige Pilze nur der Optik, lassen den Apfel selbst aber noch essbar. Aber wer kauft schon einen Apfel, auf dessen Haut eine Laus rote Flecken hinterlassen hat?

An Hand geschädigter Äpfel und Zweige, die er an seinen nahezu 200 Bäumen gesucht hat, demonstrierte er Schadbeispiele und ging auf Behandlungsmethoden ein. Sie hier zu beschreiben, würde zu weit führen. Besser: Sie kommen selbst zu unserer nächsten Veranstaltung …




So etwas hatten die Besucher auch noch nicht gesehen: Die Frucht auf dem Foto rechts ist keine Tomate, sondern ein Apfel namens Leroy .

Die Optik ist beeindruckend, über den Geschmack lässt sich streiten: Leroy ist recht säuerlich ...
Im praktischen Teil wurden mehrere Bäume eines Teils ihrer Äste und Zweige beraubt, die „Überreste“ bekommen jetzt mehr Licht und Luft. Warum er den einen Ast wegschneidet und den anderen stehen lässt, begründete Wilhelm immer ausführlich. Gelegentlich ließen sich auch die Besucher die Astschere reichen und legten dann selbst Hand an. Wilhelm ließ sie gewähren.

Auf die Zwischenfrage eines Besuchers informierte er, dass ein Baum einer unbekannten Sorte seit Jahren wächst und wächst, ohne dass er Ertrag gebracht hätte. Die relativ wenigen Äste waren überproportional lang, die Spitze recht hoch. Die Betonung liegt auf „waren“ – jetzt sind sie es nicht mehr.

Interessierte Zuhörer und Zuschauer:
2018 hängen die Obstbäume in unserer Region übervoll. Wer nur wenige Bäume hat, wird versuchen, diese Mengen tatsächlich zu ernten. Mit Hilfe von Dachlatten werden dann regelrechte Gerüste zum Abstützen der Äste gebaut. Wer aber so viele Bäume wie Josef Wilhelm hat, müsste dafür einen Baumarkt leer kaufen. Hier bleibt nur eine Möglichkeit: ausdünnen!!
Mit an Brutalität grenzender Konsequenz schnitt er gerade die Äste ab, an denen die Äpfel in ganzen Trauben hingen. Oder er schlug mit seiner Astschere mehrfach an solch einen Ast; Folge: Der Großteil der Früchte fiel – wunschgemäß – ab.

Nur so kann der Baum die Früchte ernähren und zum Reifen bringen. Hört sich logisch an, aber die Umsetzung fällt verdammt schwer. Im Vorjahr wäre Josef glücklich gewesen, hätte er die Mengen geerntet, die er jetzt opfert. Die Besucher sahen erstaunt und ungläubig zu.
Dann ging es zu den Johannisbeeren. Schwarze tragen vor allem am einjährigen Holz, rote am zwei- und dreijährigen.

Bei den schwarzen Beeren kann man daher Ernte und Pflege einfach miteinander verbinden: Die Ruten mit den Früchten vorsichtig möglichst tief unten abschneiden, sammeln, als Bündel auf die Terrasse tragen oder im Schubkarren fahren und danach, bequem auf einem Stuhl sitzend, die Früchte lösen. Ließe man alle Ruten stehen, würden sie zwar auch im nächsten Jahr etwas tragen, aber die Menge würde von Jahr zu Jahr geringer.



Zum Niederknien - anders kann man Johannisbeeren aber auch nicht ausputzen. Vor allem dann nicht, wenn man diese Arbeit über Jahre hinweg hat schleifen lassen. Den Strauch hat Josef Wilhelm natürlich nur zum Zwecke der besseren Demonstration längre Zeit ungezügelt wachsen lassen ...

Wenn man dann aber konsequent die dunklen oder gar schon schwarzen Triebe rausschneidet, verliert der Strauch schon mal die Hälfte oder zwei Drittel seines bisherigen Volumens. Macht nix, die Wurzeln müssen jetzt weit weniger Holz und Blätter ernähren. Und damit sollten auch die Früchte des nächsten Jahres dicker werden.




Der Kollege am rechten Bildrand hat einen Steckling ergattert: Der wird zu etwa zwei Drittel seiner Länge in die Erde gesteckt - das war's. Im Normalfall wächst demnächst ein neuer Johannisbeerstrauch.
Von den Beeren waren es nur ein paar Schritte zu zwei alten Kirschbäumen. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit zeigte Herr Wilhelm nur auf die Äste, die er in der nächsten Zeit abschneiden will, um die Höhe des Baumes zu verringern. In diesem Zusammenhang teilte er mit, dass er allein schon aus Zeitgründen Kirschbäume nicht nur bei der Ernte, sondern mittlerweile zu allen Jahreszeiten schneidet.

Irgendwann fiel in diesem Zusammenhang das Stichwort „Saftverlust“. Den hatten die Besucher ebenfalls erlitten, und zwar literweise. So bedurfte es keiner großen Überredungskünste, die Gespräche auf die Theorie zurück zu führen. Im Zelt konnte auf diese Weise gleichzeitig der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen und das Fachwissen vergrößert werden. Und so endete eine Veranstaltung, die von den Besuchern in höchsten Tönen für Form und Umfang des vermittelten Wissens gelobt wurde. Mehr kann man nicht verlangen. Danke, Josef!
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